Kleene Schänke Cunewalde
Wo Regionales großgeschrieben wird
Regionale Wertschöpfung, lokale Wirtschaftskreisläufe und saisonale Produkte. Diese Worte sind gerade in den letzten Jahren in aller Munde. Bei Carola Arnold aus der Kleenen Schänke in Cunewalde trifft das sogar im wahrsten Sinne des Wortes zu, denn regionale Produkte sind die Grundzutaten für ihre vielseitigen Projekte. Egal, ob Kochkurs, Cafébetrieb, ein Laden voll mit Köstlichkeiten oder ihr Buch: Bei Carola Arndold wird Regionalität wunderbar erfrischend und vielfältig zelebriert. Was sie anpackt, macht sie aus voller Leidenschaft. Das war schon immer so. So bewies die gebürtige Cunewalderin bereits mit 23 Jahren als jüngste Küchenchefin der HO-Großgaststätte Parkhotel Weißer Hirsch in Dresden ihr Können. Nach der Wende wechselte sie beim damals größten deutschen Cateringunternehmen EUREST Deutschland GmbH von den Töpfen an den Schreibtisch. Als dann in ihrem Heimatort ein neuer Pächter für die Kleene Schänke gesucht wurde, ging sie 2016 in die Selbständigkeit. Nun konnte sie ihre Idee, eine Koch- und Kulturwerkstatt als Treffpunkt für Oberlausitzer und Gäste zu schaffen, verwirklichen.
Die Kleene Schänke ist heute eine Drehscheibe von Regionalität. In ihren Kochkursen gibt Carola Arnold ihre Interpretation von Heimatküche weiter. Mit Zutaten und Produkten aus der Region bewegt sie sich abseits alter Zubereitungstraditionen. Die Gerichte, die zusammen mit den Teilnehmern in ihrer neuen, modernen Küche entstehen, haben eines gemeinsam: Sie sind im Grunde einfach. Dennoch vermögen sie, sehr zu überraschen. Mauke muss nicht immer aus Kartoffeln sein. Bei einer Roulade wiederum kann die Kartoffel die Grundzutat ausmachen und bei einem Schnitzel wird die Frage, Wiener oder Wiener Art hinfällig, denn es ist ein Karpfenschnitzel. Die Wirtin zeigt ihren Gästen, wie man mit regionalen und frischen Produkten zu einer kulinarischen Reise aufbrechen und so auch ferne Genusswelten erleben kann.
Carola Arnold ist auch außerhalb ihrer Koch- und Kulturwerkstatt aktiv. Seit zwei Jahren kocht sie in GTA-Kursen mit Schulkindern, um sie an die gesunde Ernährung mit regionalen Produkten heranzuführen (GTA=Ganztagsangebot).
Gemeinsam mit BIO-Landwirten engagiert sie sich in der Slow-Food-Bewegung. Seit einiger Zeit gibt es eine Kooperation mit der Rittermühle in Herrnhut. Aus Oberlausitzer Mehl, das von Getreidefeldern zwischen Görlitz und Löbau stammt, werden zwei regionale Brotbackmischungen hergestellt. Schon innerhalb der ersten vier Monate dieser Zusammenarbeit sind 1.000 Backmischungen verkauft worden. Ähnlich erfolgreich gestaltet sich die Zusammenarbeit mit einem regionalen Kürbisbauern, der mit dem Kürbisfleisch seine Kartoffelfelder düngt und aus den Kernen wunderbares Kürbiskernöl gewinnt. „Ich suche immer Leute mit Ideen, die sich gern bei mir melden können“, freut sich Carola Arnold über den stetig wachsenden Zuspruch regionaler Kooperationen. „Ich kann mit meinen Erfahrungen, meinen Kontakten und dem Zugang zu den regionalen Netzwerken bei der Umsetzung helfen.“
Mittlerweile bestehen viele Freundschaften mit lokalen Produzenten. Vierzehn davon führte sie in ihrem Buch „Carola kocht“ zusammen. Neben kleinen Geschichten aus ihrem Leben und 90 Rezepten aus der kreativen Heimatküche liefert sie die dazugehörigen Bezugsquellen der Zutaten in Form von Produzentenporträts gleich mit. Seit der Veröffentlichung der ersten Auflage am 1. Dezember 2020 sind fast 6.600 Exemplare verkauft worden. Dieser Erfolg verdeutlicht den großen Zuspruch der Heimküche bei den Menschen. Während der Corona-Zeit setzte sie auf Gemeinschaft, Kreativität und Mut, um die Krise zu überwinden. Dafür wurde sie 2021 von der IHK mit dem Mutmacherpreis ausgezeichnet. „Ich bin der unperfekteste Mensch, den ich kenne“, sagt Carola Arnold mit einem Augenzwinkern. „Und wenn mir all das gelingt, dann schaffen das andere auch.“
Text: Granitmagazin
Fotos: Fotostudio Jörg Riethausen