unbezahlbarland logo
Deutsch
Berufliche Orientierung im Landkreis Görlitz

Beckenbergbaude Eibau

Ein Bio-Restaurant und ausreichend Platz für eine Kochschule

Bergbauden sind seit langen Zeiten Wahrzeichen von unserer und den benachbarten Bergregionen. Einst entstanden aus Schutzhütten für Siedler und deren Tiere, wurden sie im 19. Jahrhundert mit Aufkommen der Wanderbewegung beliebte Ziele für Naturliebhaber. Die vorhandenen Möglichkeiten in den Hütten wurde genutzt, um Tagesgästen eine Stärkung anzubieten. Bald begann vielerorts der Ausbau und Neubau, touristische Bauden entstanden. Auch sie gehen mit der Zeit und haben heute unterschiedliche Gesichter. Den unverwechselbaren Charakter und urigen Charme haben sich die meisten erhalten.

André Meyer ist Chef-Berggeist auf dem Beckenberg. Wir meinen hier das englische Wort „chef“, was übersetzt „Koch“ heißt. Gekocht hat er schon immer gern. Wenn man seiner Mutter glauben darf, fing alles mit einem Brühwürfel und einem Kinderelektrokocher an, als André im zarten Alter von drei Jahren war. Er blieb beim Kochen, es ist sein Traumberuf. „Damals gab es auf eine Lehrstelle zum Koch viele Bewerber. Ich hatte Glück und konnte mein Handwerk hier in der Region erlernen“, erinnert sich André zu seiner Ausbildungszeit im Jonsdorfer Kurhaus.

Mit 21 Jahren denken die meisten an die erste richtige „eigene Bude“. So war es auch bei André Meyer. Allerdings war er nicht auf der Suche nach zwei Zimmern mit Bad, sondern bewarb sich als Pächter für die 1905 erbaute Beckenbergbaude bei der Gemeinde Eibau. Aus taktischen Gründen zusammen mit seinen Eltern, um so beim Gemeinderat die Skepsis zu minimieren. „Bis heute bin ich ihnen unendlich dankbar, wir mussten schließlich ein paar Skeptiker im Ort von unserem Konzept überzeugen“, sagt er. „Damals, Anfang der 2000er Jahre, probierten wir einige Sachen aus, um auf die neue Bewirtschaftung der Baude aufmerksam zu machen. Was aber schon seit dem ersten Tag vorhanden war, ist der nachhaltige Gedanke. Schon im Teenie-Alter interessierte mich die Rote Liste der Tiere, die im Bestand gefährdet sind. Überfischter Fisch wurde nicht auf die Karte gesetzt. Und das war erst der Anfang“, erinnert sich der Baudenwirt. Seit 2009 steht die Küche unter dem Motto „regional – saisonal – anders“. Umgesetzt wird dies mit einer Vielzahl an Kooperationen mit lokalen Produzenten. „Auf unserer Karte stehen nicht nur die Gerichte, sondern auch jeweils die einzelnen Bezugsquellen. Ich kann zu jedem Gericht, welches ich koche, eine schöne Geschichte erzählen.“

Image
Image

„Durch die Art und Weise, wie wir die Zutaten kaufen, ergeben sich tolle Begegnungen, Freundschaften, ein schönes Netzwerk eben. Neben dem eigentlichen Handwerk ist das die Arbeitsqualität, wie ich in meiner Arbeitswelt tätig sein möchte. Da ich viel Zeit im Bauden-Geschäft verbringe (seit 2007 ist die Familie Eigentümer der Baude), wird es für mich auch gleichzeitig zur Lebensqualität“, verrät André. Saisonales Kochen ist für das Team auf dem Beckenberg ein hohes Gebot, welches sogar für einen Eintrag in den Slow Food Genussführer einbrachte. Eine Auszeichnung sozusagen. Für diesen Eintrag gibt es Richtlinien. Eine sieht vor, das ganze Tier zu verwerten und nicht nur die Filetstücke.

Die Beckenbergbaude ist seit 2013 biozertifiziert und kann sich somit Sachsens erster Bio-Berggasthof nennen. Mit seiner Überzeugung hat André Meyer andere angesteckt. Seit zwei Jahren wird nun ein Feld am Beckenberghang biodynamisch bewirtschaftet. Das lässt Spielraum für eine schöne Vision: „Wie wäre es, wenn die Felder in der Oberlausitz demnächst zum Bio-Vorreiter werden und die Höfe mit den Ställen ökologisch betrieben werden? Das es dabei auch Hürden und Herausforderungen gibt, die zum heutigen Tag unlösbar erscheinen, ist mir bewusst. Und trotzdem träume ich von dieser Zukunftsvision hier im Umland dieser alten Bergbaude“, lässt uns André Meyer wissen.

Image
Image